Haustiere helfen Kindern mit Autismus bei der Entwicklung von sozialer Interaktion und reduzieren ihren Stress

(ww) Forscher der Universität von Missouri (USA) untersuchten die Auswirkungen von Hunden und Katzen auf Familien mit einem autistischen Kind. Die Studie, die im August 2020 im Journal of Autism and Developmental Disorders veröffentlicht wurde, ergab, dass Haustiere für Kinder mit Autismus zu sozialen Bindungen führen und die Kinder weniger Stress erleben. Zudem reduzierte sich der familiäre Stress durch Haustiere auch für die Eltern.

Mehr als 700 Eltern mit Kindern mit Autismus für die Studie befragt

Gretchen Carlisle, Universität von Missouri (USA)

Gretchen Carlisle, leitende Wissenschaftlerin des Forschungszentrums für Mensch-Tier-Interaktion an der Universität von Missouri (USA), befragte im Verlauf der Corona-Krise in den USA mehr als 700 Familien des Interactive Autism Network zu den Vorteilen und Belastungen, die ein Hund oder eine Katze in der Familie mit einem autistischen Kind mit sich bringt. Es zeigte sich, dass trotz der Verantwortung für die Haustierpflege die Eltern klare Vorteile sahen. Ihre Kinder mit Autismus bauten starke soziale Bindungen zu den Haustieren auf. Sie berichteten, dass trotz der Aufgabe der Pflege und Fütterung der Haustiere durch die Eltern, der allgemeine Rückgang von Stress bei dem Kind, die familiäre Belastung stark reduzierte. Es war sogar so, dass Eltern mit mehreren Haustieren über eine größeren positiven Effekt bei ihren Kindern berichteten, als Eltern mit nur einem Haustier. Eltern, die sowohl einen Hund als auch eine Katze besaßen, nahmen mehr Vorteile wahr als Eltern, die nur einen Hund oder eine Katze besaßen. Hundebesitzer sahen mehr Vorteile als Katzenbesitzer.

Ein Haustier als individuelle Intervention bei Autismus

“Angesichts der Tatsache, dass die Charakteristika der Autismus-Spektrum-Störung so breit gefächert ist, kann es schwierig sein, Interventionen zu finden, die allgemein vorteilhaft sind”, sagte Carlisle. Die zentralen Herausforderungen für Kinder mit Autismus sind meist Angst und Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation. Haustiere können helfen, die soziale Interaktion zu erhöhen und Angst zu verringern. Die Studie zeigte auch, dass Haustiere nicht nur für die Kinder mit Autismus hilfreich sind. Sie bieten Eltern auch eine individuelle Intervention die ihnen selbst den sozialen Umgang mit dem Kind erleichtert. Allerdings mahnt Gretchen Carlisle, das Kind in die Entscheidung mit einzubeziehen und sicherzustellen, dass das Aktivitätsniveau des Haustiers zu dem des Kindes passt: “Einige Kinder mit Autismus haben spezifische Empfindlichkeiten, so dass ein großer, lauter Hund, der sehr aktiv ist, bei einem bestimmten Kind eine sensorische Überlastung verursachen könnte, während eine leise Katze vielleicht besser passt. Für Kinder mit Beeinträchtigungen ihrer Bewegung sollte vor allem kein sehr aktiver Hund in die Familie aufgenommen werden.“

Therapiehunde für Menschen mit Autismus in Deutschland noch selten

Trainings- und Therapiehunde für Menschen mit Autismus sind in Deutschland noch recht selten. In den USA wurden bereits verschiedene Trainingsprogramme für Autismus-Therapie-Hunde entwickelt und finanziert. So bevorzugt die North Star Foundation in Connecticut (USA) vor allem Welpen als Therapiehunde für autistische Kinder. Sie bieten nach Dr. Francois Martin die besten Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder mit neurologischen Störungen, um ihnen zu helfen, ihre Emotionen auszudrücken. In Deutschland ist eine Finanzierung für einen Therapiehund gegenwärtig noch schwer erreichbar. Die Krankenkassen sehen sich nicht zuständig und die Eingliederungshilfe und Rehabilitation lehnt in der Regel entsprechende Anträge zur Kostenübernahme von bis zu 10.000 Euro für eine Ausbildung eines Therapiehundes ab. Das neue Bundesteilhabegesetz, das ab 1.1.2020 die Förderung von Menschen mit Behinderungen individualisiert hat, stellt jedoch die rechtlichen Grundlagen für eine Kostenübernahme.

Quelle:

Die von „Nestle Purina“ finanzierte Studie “Exploring Human-Companion Animal Interaction in Families of Children with Autism” wurde im April 2020 im Journal of Autism and Developmental Disorders (Online unter https://link.springer.com/article/10.1007/s10803-020-04390-x) und im August 2020 bei PubMed unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32130592/ veröffentlicht.